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<< | < | > | >> | API | Kapitel 29 - Low-Level-Events |
Ein Mouse-Event entsteht, wenn der Anwender innerhalb der Client-Area des Fensters eine der Maustasten drückt oder loslässt. Dabei reagiert das Programm sowohl auf Klicks der linken als auch - falls vorhanden - der rechten Maustaste und zeigt an, welche der Umschalttasten [STRG], [ALT], [UMSCHALT] oder [META] während des Mausklicks gedrückt waren. Des Weiteren ist es möglich, zwischen einfachen und doppelten Mausklicks zu unterscheiden.
Ein Empfänger für Mouse-Events muss das Interface MouseListener implementieren und bekommt Events des Typs MouseEvent übergeben. MouseEvent erweitert die Klasse InputEvent und stellt neben getID und getSource eine Reihe zusätzlicher Methoden zur Verfügung, die wichtige Informationen liefern. Die Registrierung der Empfängerklasse erfolgt mit der Methode addMouseListener, die in allen Klassen zur Verfügung steht, die aus Component abgeleitet wurden:
public void addMouseListener(MouseListener l) |
java.awt.Component |
Tabelle 29.3 gibt eine Übersicht der Methoden von MouseListener und erklärt ihre Bedeutung:
Ereignismethode | Bedeutung |
mousePressed | Eine Maustaste wurde gedrückt. |
mouseReleased | Die gedrückte Maustaste wurde losgelassen. |
mouseClicked | Eine Maustaste wurde gedrückt und wieder losgelassen. Diese Methode wird nach mouseReleased aufgerufen. |
mouseEntered | Der Mauszeiger wurde in den Client-Bereich der auslösenden Komponente hineinbewegt. |
mouseExited | Der Mauszeiger wurde aus dem Client-Bereich der auslösenden Komponente herausbewegt. |
Tabelle 29.3: Methoden von MouseListener
Damit ein Programm auf Mausklicks angemessen reagieren kann, benötigt es zusätzliche Informationen, die es sich mit den Methoden der Klasse MouseEvent bzw. ihrer Vaterklasse InputEvent beschaffen kann. Zunächst kann mit getX, getY und getPosition die Position des Mauszeigers zum Zeitpunkt des Ereignisses ermittelt werden: |
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public int getX() public int getY() public Point getPoint() |
java.awt.event.MouseEvent |
getX liefert die x- und getY die y-Koordinate des Punkts, an dem der Mauszeiger sich beim Auftreten des Ereignisses befindet. getPoint liefert dieselbe Information zusammengefasst als Point-Objekt.
Die Koordinatenwerte werden relativ zum Ursprung der auslösenden Komponente angegeben. Bei einem Fenster des Typs Frame bedeutet dies, dass bei einem Klick in der oberen linken Ecke nicht (0,0) zurückgegeben wird, sondern (getInsets().left, getInsets().top). Dies stimmt mit dem Ursprung des Koordinatensystems überein, das auch beim Aufruf der Grafikroutinen zugrunde gelegt wird. |
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Des Weiteren gibt es in MouseEvent die Methode isPopupTrigger, mit der abgefragt werden kann, ob das Klickereignis den Aufruf eines Popup-Menüs anzeigen soll. Wir werden darauf in Kapitel 30 zurückkommen.
Die Methode getClickCount liefert die Anzahl der Mausklicks, die dem aktuellen Ereignis zugeordnet ist:
public int getClickCount() |
java.awt.event.MouseEvent |
Normalerweise hat dieser Zähler den Wert 1, bei Mehrfachklicks gibt es aber auch MouseEvents mit dem Wert 2 oder (je nach Schnelligkeit der Klicks) noch höheren Werten. Die Abfrage von getClickCount kann dazu verwendet werden, auf Doppelklicks zu reagieren. Hierzu ist lediglich beim Aufruf von mousePressed oder mouseClicked zu überprüfen, ob getClickCount den Wert 2 liefert. In diesem Fall handelt es sich um einen Doppelklick. Zu beachten ist, dass bei einem Doppelklick zwei aufeinanderfolgende mousePressed-mouseReleased-mouseClicked-Sequenzen gesendet werden. In der ersten hat der Zähler den Wert 1, um den ersten (einfachen) Mausklick zu signalisieren, und erst in der zweiten steht er auf 2. Vor einem Doppelklick wird also immer erst der zugehörige Einzelklick übertragen.
Eine alternative Methode, Doppelklicks zu erkennen, besteht darin, die Zeitspanne zwischen zwei Klicks und den Abstand der beiden Koordinatenpaare voneinander zu messen und bei hinreichend kleinen Differenzen einen Doppelklick anstelle zweier Einfachklicks zu melden. Dazu wird mit der Methode getWhen der Klasse InputEvent der Zeitpunkt (in Millisekunden) und mit getPoint oder getX und getY die Mausposition zweier aufeinanderfolgender Events bestimmt:
public long getWhen() |
java.awt.event.InputEvent |
Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die zeitliche und positionelle Toleranz für Doppelklicks selbst beeinflusst werden kann, was bei dem oben beschriebenen Standardverfahren nicht möglich ist.
Neben den bisher besprochenen Methoden stehen die aus InputEvent geerbten Methoden zur Verfügung. InputEvent ist die gemeinsame Basisklasse von MouseEvent und KeyEvent und stellt Methoden zur Verfügung, die generelle Informationen über den Zustand der Umschalttasten [STRG], [ALT], [UMSCHALT] oder [META] zum Zeitpunkt des Ereignisses liefern:
public boolean isShiftDown() public boolean isControlDown() public boolean isMetaDown() public boolean isAltDown() |
java.awt.event.InputEvent |
Während die Tasten [UMSCHALT], [STRG] und [ALT] erwartungsgemäß die zugehörigen Tasten erkennen, zeigt isMetaDown unter vielen Betriebssystemen an, ob der Klick von der rechten oder der linken Maustaste stammt, darunter Windows 7 und Ubuntu. Ist der Rückgabewert true, so wurde die rechte Maustaste gedrückt, andernfalls die linke. |
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Das folgende Programm ist ein einfaches Beispiel für die Reaktion auf Mausklicks. Es zeichnet an den Stellen, wo die Maustaste gedrückt wird, einen kleinen Smiley auf den Bildschirm:
001 /* Listing2903.java */ 002 003 import java.awt.*; 004 import java.awt.event.*; 005 006 public class Listing2903 007 extends Frame 008 { 009 public static void main(String[] args) 010 { 011 Listing2903 wnd = new Listing2903(); 012 wnd.setSize(300,200); 013 wnd.setLocation(200,100); 014 wnd.setVisible(true); 015 } 016 017 public Listing2903() 018 { 019 super("Mausklicks"); 020 addWindowListener(new WindowClosingAdapter(true)); 021 addMouseListener(new MyMouseListener()); 022 } 023 024 class MyMouseListener 025 extends MouseAdapter 026 { 027 int cnt = 0; 028 029 public void mousePressed(MouseEvent event) 030 { 031 Graphics g = getGraphics(); 032 int x = event.getX(); 033 int y = event.getY(); 034 if (event.getClickCount() == 1) { //Gesicht 035 ++cnt; 036 //Kopf und Augen 037 g.drawOval(x-10,y-10,20,20); 038 g.fillRect(x-6,y-5,4,5); 039 g.fillRect(x+3,y-5,4,5); 040 //Mund 041 if (event.isMetaDown()) { //grimmig 042 g.drawLine(x-5,y+7,x+5,y+7); 043 } else { //lächeln 044 g.drawArc(x-7,y-7,14,14,225,100); 045 } 046 //Zähler 047 g.drawString(""+cnt,x+10,y-10); 048 } else if (event.getClickCount() == 2) { //Brille 049 g.drawLine(x-9,y-3,x+9,y-3); 050 } 051 } 052 } 053 } |
Listing2903.java |
Beim Drücken der linken Maustaste lächelt das Gesicht, bei der rechten sieht es grimmig aus. Bei einem Doppelklick bekommt der Smiley zusätzlich eine Brille aufgesetzt. Die Ausgabe des Programms sieht beispielsweise so aus:
Abbildung 29.2: Die Ausgabe des Mausklick-Programms
Erwähnenswert ist die Tatsache, dass das Programm ohne paint-Methode auskommt. Tatsächlich beschafft die Methode mousePressed sich die zum Zeichnen erforderliche Instanz der Klasse Graphics durch Aufruf von getGraphics selbst. Die Methode getGraphics gibt immer den Grafikkontext des aktuellen Fensterobjekts zurück. Das gelieferte Graphics-Objekt kann auf dieselbe Weise verwendet werden wie das als Parameter an paint übergebene.
Leider hat das Beispielprogramm dadurch eine gravierende konzeptionelle Schwäche, denn die gezeichneten Smileys sind nicht dauerhaft. Wird das Fenster in den Hintergrund gestellt, nachdem einige Mausklicks durchgeführt wurden, sind bei erneuter Anzeige des Fensters die zuvor gezeichneten Smileys wieder verschwunden. Der Grund dafür ist, dass wir in unserem Beispiel nicht die paint-Methode überlagert haben, sondern die Ausgaben als direkte Reaktion auf ein Mausereignis erledigten. Da Windows nicht dafür sorgt, den Inhalt eines zuvor verdeckten Fensters zu rekonstruieren, ist die Anwendung selbst dafür verantwortlich, dies in ihrer paint-Methode zu tun. Eine bessere Implementierung dieses Programms würde also darin bestehen, die Koordinaten und Eigenschaften aller gezeichneten Objekte zu speichern und sie beim Aufruf von paint später selbst zu rekonstruieren. Wir werden diese Vorgehensweise in einem späteren Beispiel genauer kennenlernen. |
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