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<< | < | > | >> | API | Kapitel 47 - Objektorientierte Persistenz |
Wenn wir uns an die Tabelle dir aus Kapitel 44 erinnern, könnten wir auf die Idee kommen, dass diese auch durch eine Java Bean abgebildet werden kann, deren Instanzen die Datensätze repräsentieren. Zur Erinnerung hier noch einmal die Tabellenstruktur:
Name | Typ | Bedeutung |
did | INT | Primärschlüssel |
dname | CHAR(100) | Verzeichnisname |
fatherdid | INT | Schlüssel Vaterverzeichnis |
entries | INT | Anzahl der Verzeichniseinträge |
Tabelle 47.1: Die Struktur der dir-Tabelle
Der Einfachheit halber wollen wir uns im ersten Teil des Kapitels auf die Tabelle dir der Datenbank konzentrieren. Hierfür entwerfen wir zunächst eine einfache Java-Klasse mit Variablen, die den Attributen der Datenbanktabelle entsprechen. Jede Instanz der Klasse kann damit eine Zeile bzw. einen Datensatz der Tabelle repräsentieren.
001 /* Verzeichnis.java */ 002 003 /** 004 * Diese Klasse repräsentiert die Tabelle 'dir' der 'DirDB' 005 * Jede Instanz der Klasse repräsentiert wiederum einen 006 * Datensatz 007 */ 008 public class Verzeichnis { 009 010 // Variablen die den Attributen der Tabelle entsprechen 011 private int did; 012 private String dname; 013 private int fatherid; 014 private int entries; 015 016 /** 017 * Ein einfacher Konstruktor ohne Initialisierung der 018 * Objektvariablen (Minimalkonstruktor) 019 */ 020 public Verzeichnis() { 021 } 022 023 /** 024 * Konstruktor zum Erzeugen von Instanzen der Klasse 025 */ 026 public Verzeichnis(int did, 027 String dname, 028 int fatherid, 029 int entries) 030 { 031 this.did = did; 032 this.dname = dname; 033 this.fatherid = fatherid; 034 this.entries = entries; 035 } 036 037 // Zugriffsmethoden, um die Daten 038 // Lesen und Schreiben zu können 039 public int getDid() 040 { 041 return did; 042 } 043 044 public void setDid(int did) 045 { 046 this.did = did; 047 } 048 049 public String getDname() 050 { 051 return dname; 052 } 053 054 public void setDname(String dname) 055 { 056 this.dname = dname; 057 } 058 059 public int getFatherid() 060 { 061 return fatherid; 062 } 063 064 public void setFatherid(int fatherid) 065 { 066 this.fatherid = fatherid; 067 } 068 069 public int getEntries() 070 { 071 return entries; 072 } 073 074 public void setEntries(int entries) 075 { 076 this.entries = entries; 077 } 078 079 public String toString() 080 { 081 return "Directory[id:"+ did + ", name:" + dname + "]"; 082 } 083 } |
Die Klasse Verzeichnis enthält für jedes Datenbankattribut eine äquivalente Variable, die über Getter-Methoden ausgelesen und über Setter-Methoden verändert werden kann. Derartige Java-Objekte werden auch als Java Beans bezeichnet und wurden in Abschnitt 46.1 beschrieben.
Egal welche Konstruktoren für die mit der Datenbank verknüpfte Java Bean vorgesehen sind: Das Persistenz-Framework benötigt immer einen parameterlosen Standardkonstruktor. Wenn nötig, kann man dessen Sichtbarkeit über den Modifier protected einschränken. |
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Die soeben erstellte Java-Klasse entspricht auf triviale Weise der Datenbanktabelle dir. Um sie mit dem Persistenz-Framework zu verbinden, bedienen wir uns zusätzlicher Metainformationen in Form von Annotationen (siehe auch Abschnitt 45.6).
Die Metainformationen beeinflussen die Klasse oder den Programmablauf in keiner Weise, können jedoch zur Laufzeit - zum Beispiel über das Reflection API aus Kapitel 45 - ausgelesen werden. Die in den Annotationen hinterlegten Informationen teilen der Persistenzschicht mit, welche Tabelle in der Datenbank und welche Spalten durch die Attribute der Java Bean abgebildet werden:
Wenn wir Listing 47.2 mit Listing 47.1 vergleichen, stellen wir fest, dass lediglich einige Annotationen hinzugekommen sind. Sie enthalten Informationen, die Java benötigt, um die Instanzen der Klasse mit der Tabelle in der Datenbank zu verknüpfen. Diese Annotationen können entweder über den Attributen der Klasse selbst oder über den damit verknüpften Getter-Methoden stehen. Die hier verwendeten Annotationen haben folgende Bedeutung:
Annotation | Beschreibung |
@Entity | Markiert die Klasse als persistierbares, das heißt mit einer Datenbank verknüpftes Objekt |
@Table | Bezeichnet die verknüpfte Datenbanktabelle |
@Id | Markiert das Attribut als Primärschlüssel der Datenbank |
@Column | Verknüpft das Attribut mit einer Spalte in der Datenbanktabelle |
Tabelle 47.2: Die Struktur der dir-Tabelle
Die Annotationen @Table und @Column besitzen jeweils das Attribut name, das den Namen der verknüpften Datenbanktabelle bzw. -spalte enthält. Ist dieser identisch mit dem Namen des Java-Attributs, kann die Angabe auch weggelassen werden, aus Gründen der Dokumentation ist das normalerweise aber nicht empfehlenswert. Zeile 055 zeigt zudem, dass die Annotationen weitere Attribute aufnehmen können, mit denen die Struktur und Beschränkungen der Datenbank granular beschrieben werden können.
Die Annotation @Column unterstützt beispielsweise folgende Attribute:
Attribut | Typ | Beschreibung | Standardwert |
name | String | Name der Tabellenspalte | Name des Java Bean Attributs |
length | int | Maximale Länge des Eintrags | 255 |
table | String | Name einer Tabelle | Namen der Tabelle dieser Java Bean |
nullable | boolean | Sind null-Werte erlaubt? | true |
insertable | boolean | Darf dieser Wert mit INSERT Statements verändert werden? | true |
updateable | boolean | Darf dieser Wert mit UPDATE Statements geändert werden? | true |
Tabelle 47.3: Attribute der Annotation @Column
Wir haben nun eine Java Bean erstellt, die in der Lage ist, einen Datensatz der Tabelle dir aufzunehmen. Anschließend haben wir sie mit Zusatzinformationen versehen, um die Verknüpfung zwischen Datenbank und Java-Klasse zu beschreiben. Nun fehlt nur noch der Hinweis, in welcher Datenbank sich die entsprechenden Tabellen befinden.
Natürlich könnten diese Informationen auch in der Java-Klasse selbst abgelegt werden, das würde aber zu unflexiblem Code führen, der nicht mit verschiedenen Datenbanken zusammenarbeiten würde. Um die Datenbank auch im Nachhinein flexibel austauschen und beispielsweise statt der HSQLDB- eine Access- oder MySQL-Datenbank verwenden zu können, werden diese Konfigurationsdaten in einer separaten Datei gespeichert, die als Persistence Descriptor bezeichnet wird.
001 <?xml version="1.0" encoding="ISO-8859-1"?> 002 003 <!-- Persistenz Descriptor zur Konfiguration --> 004 <persistence> 005 006 <!-- Hinterlegen eines symbolischen Namens --> 007 <persistence-unit name="persistenceExample" 008 transaction-type="RESOURCE_LOCAL"> 009 010 <!-- Zu verwendende Implementierung --> 011 <provider>org.hibernate.ejb.HibernatePersistence</provider> 012 013 <!-- Persistierbare Klassen --> 014 <class>Verzeichnis</class> 015 016 <!-- Konfiguration der Hibernate Implementierung --> 017 <properties> 018 <!-- Name des intern verwendeten JDBC-Treibers --> 019 <property name="hibernate.connection.driver_class" 020 value="org.hsqldb.jdbcDriver"/> 021 022 <!-- URL der zu verwendenden Datenbank --> 023 <property name="hibernate.connection.url" 024 value="jdbc:hsqldb:hsqldbtest"/> 025 026 <!-- SQL-Dialect, den Hibernate verwenden soll --> 027 <property name="hibernate.dialect" 028 value="org.hibernate.dialect.HSQLDialect"/> 029 030 <!-- Benutzername und Passwort; Standardwerte der HSQLDB --> 031 <property name="hibernate.connection.username" value="SA"/> 032 <property name="hibernate.connection.password" value=""/> 033 034 <!-- Flag, ob Tabellen automatisch erzeugt werden sollen --> 035 <property name="hibernate.hbm2ddl.auto" value="create"/> 036 037 <!-- Flag, ob SQL-Statements ausgegeben werden sollen --> 038 <property name="hibernate.show_sql" value="true"/> 039 040 <!-- Flag, ob SQL-Statements formatiert werden sollen --> 041 <property name="hibernate.format_sql" value="true"/> 042 </properties> 043 </persistence-unit> 044 </persistence> |
persistence.xml |
Diese Datei muss unter dem Namen persistence.xml im Klassenpfad abgelegt werden, damit das Persistenz API die Klasse Verzeichnis mit der Tabelle dir in der HSQLDB-Datenbank verknüpfen kann. Am einfachsten ist dies zu bewerkstelligen, indem die Datei persistence.xml im selben Verzeichnis gespeichert wird, in dem auch die kompilierte Class-Datei Verzeichnis.class zu finden ist.
Die Konfigurationsdatei ist in einzelne Segmente aufgeteilt, die verschiedene Aufgaben haben. Listing 47.3 ist so vorkonfiguriert, dass es mit der HSQLDB-Datenbank aus Kapitel 44 verwendet werden kann. Um auf die Tabellen einer anderen Datenbank zuzugreifen, müssen der Datenbanktreiber, die URL und die Zugangsdaten angepasst werden. Vergleicht man dieses Listing mit Listing 44.3, kommen einem viele Optionen vertraut vor. Sie sind nun aber nicht mehr fest in die Java-Klasse einkompiliert, sondern können in einer separaten Datei gewartet werden.
Zeile | Beschreibung der Konfigurationseinstellung |
Zeile 007 | Ein symbolischer Name für die Konfiguration, der später für den Zugriff verwenden wird |
Zeile 008 | Steuerung der Transaktionen auf SQL-Ebene. Erlaubte Werte sind RESOURCE_LOCAL und JTA (Standardwert). Für die Verwendung mit der Standard Edition ist RESOURCE_LOCAL notwendig. |
Zeile 014 | Liste der Klassen, die mit der Datenbank verknüpft werden sollen |
Zeile 020 | Name des passenden mit der Datenbank kompatiblen JDBC-Treibers |
Zeile 024 | Name der Datenbank |
Zeile 031 | Benutzername für den Zugriff auf die Datenbank |
Zeile 032 | Passwort für den Zugriff auf die Datenbank |
Zeile 035 | Gibt an, ob die Tabellen bei Bedarf zur Laufzeit erzeugt werden sollen |
Zeile 038 | Gibt an, ob die intern ausgeführten SQL-Statements auf der Kommandozeile ausgegeben werden sollen |
Zeile 041 | Gibt an, ob die intern ausgeführten SQL-Statements formatiert ausgegeben werden sollen |
Tabelle 47.4: Anpassen der Konfigurationsdatei
Die vorangegangenen Schritte erscheinen auf den ersten Blick aufwändiger als die korrespondierenden Pendants in JDBC. Der Vorteil des Java Persistenz API liegt jedoch vor allem in der wesentlich einfacheren Anwendung im Programmcode. Nachdem wir die Verknüpfung zwischen Java-Klasse und Datenbank konfiguriert haben, können wir einfach mit der Verzeichnis-Klasse arbeiten wie mit jeder anderen Java-Klasse auch, ohne uns weiter um SQL oder technische Aspekte der Datenbank kümmern zu müssen.
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